Testbiotech-EU-Gentechnik-Newsletter 3/2016 (November 2016)

Das Wichtigste

Beschwerde gegen EU-Zulassung der „Giftsoja“ / Neue Superunkräuter durch Gentechnik-Mais? / Internationales Forschungsprojekt / Golden Rice: Nobelpreisträger als Werbeträger für Gentechnik-Firma?

Aktuelle Themen und Aktivitäten

Testbiotech legt Beschwerde gegen EU-Zulassung der „Giftsoja“ ein
Durch Anbau von Gentechnik-Mais drohen neue Superunkräuter
Interessenkonflikte bei EU-Forschungsprojekten: EU-Ombudsfrau empfiehlt mehr Transparenz
Neuer Bericht von Testbiotech zu gentechnisch veränderten Tieren
Testbiotech-Kommentar zu Mais Bt11 × 59122 × MIR604 × 1507 × GA21
Testbiotech-Kommentar zu Soja 305423 x 40-3-2

Aktuelles aus der Wissenschaft

Unabhängige Wissenschaftler starten internationales Forschungsprojekt
Befangenheit der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA bei Bewertung von wissenschaftlicher Publikation

Neuigkeiten von der EFSA

EFSA-Stellungnahme zu Baumwolle GHB119
EFSA-Stellungnahme zu Teosinte
EFSA-Stellungnahme zu Mais Bt11 × 59122 × MIR604 × 1507 × GA21
EFSA-Stellungnahme zu Soja 305423 x 40-3-2
EFSA-Stellungnahme zur Publikation von Hofmann et al. (2016)
Stakeholder-Veranstaltung zum Thema Richtlinien zur Bewertung von Allergenität gentechnisch veränderter Pflanzen

Verschiedenes

Geplante Freisetzung von Gentechnik-Bäumen in Schweden
Nobelpreisträger als unfreiwillige Werbeträger für Gentechnik-Firma?

Aktuelle Themen und Aktivitäten

Testbiotech legt Beschwerde gegen EU-Zulassung der „Giftsoja“ von Bayer & Monsanto ein
Testbiotech verlangt von der EU-Kommission eine Überprüfung ihrer Entscheidung, gentechnisch veränderte Sojabohnen der Firmen Bayer und Monsanto für den Import zuzulassen. Diese Sojabohnen werden mit Glyphosat in Kombination mit anderen Herbiziden wie Dicamba oder Isoxaflutol gespritzt. Ende Juli hatte die EU-Kommission grünes Licht für deren Verwendung in Lebens- und Futtermitteln gegeben (https://www.testbiotech.org/node/1698 ), obwohl die Bedenken hinsichtlich gesundheitlicher Risiken nicht ausgeräumt wurden. Die von Testbiotech vorgelegte Analyse belegt, dass die Zulassung sowohl gegen die Gentechnik- als auch die Pestizidgesetzgebung der EU verstößt. https://www.testbiotech.org/node/1720

Durch Anbau von Gentechnik-Mais drohen neue Superunkräuter
Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA unterstützt in einer Stellungnahme die Pläne von Monsanto, DuPont und Syngenta, den Anbau von gentechnisch verändertem Mais in der EU auszuweiten. Die Konzerne fordern eine Entscheidung, die es ihnen erlauben würde, 2017 das Saatgut für drei Varianten von transgenem Mais zu verkaufen. Im Zusammenhang mit dem Anbau dieser Pflanzen gibt es allerdings neue Risiken für die Umwelt, bedingt durch das Auftreten von Teosinte-Pflanzen. Diese Pflanzen stammen ursprünglich aus Zentralamerika und breiten sich seit einigen Jahren in Spanien und Frankreich aus. Teosinte und Mais können gemeinsame Nachkommen produzieren. Das Risiko: Wenn sich Teosinte mit dem transgenen Mais kreuzt, entstehen neue Superunkräuter, die Insektengifte produzieren und resistent gegenüber Herbiziden sind. https://www.testbiotech.org/presse-superunkraeuter-gentechnikmais
Das EU-Parlament hatte sich im Oktober gegen die geplanten Anbauzulassungen ausgesprochen. Hauptgründe für das Votum des Parlaments waren das Auftreten von Teosinte, ungenügender Schutz von geschützten Schmetterlingsarten und drohende Resistenzen bei Schadinsekten. https://www.testbiotech.org/node/1735

Interessenkonflikte bei EU-Forschungsprojekten: EU-Ombudsfrau empfiehlt mehr Transparenz
Die europäische Bürgerbeauftragte (EU-Ombudsfrau), Emily O’Reilly, hat über eine Beschwerde von Testbiotech entschieden. Diese richtete sich gegen den Umgang der EU-Kommission mit Interessenkonflikten im Zusammenhang mit der staatlich finanzierten Risikoforschung. Dabei kam sie zwar zu dem Ergebnis, dass der EU-Kommission kein offensichtliches Fehlverhalten nachzuweisen sei. Gleichzeitig unterstützt sie aber wesentliche Anliegen von Testbiotech: Die EU-Kommission solle ihre Entscheidungen bezüglich der Vermeidung von Interessenkonflikten ausführlicher begründen. Zudem sollten in Zukunft auch die Namen von Experten und deren Interessenerklärungen veröffentlicht werden, die an der Bewertung von EU-Forschungsprogrammen beteiligt sind. https://www.testbiotech.org/node/1702
Gentechnik, Patente und die Tierversuchsindustrie: Neuer Bericht von Testbiotech zu gentechnisch veränderten Tieren
Seit Jahren zeigen die offiziellen Zahlen einen Trend zu immer mehr Versuchen mit gentechnisch veränderten Tieren. Die Zahl der gentechnisch veränderten Tiere, die pro Jahr in Experimenten eingesetzt werden, lag 2013 in Deutschland schon bei fast einer Million. Seit 2004 haben sich die Zahlen damit nahezu verdreifacht. Die gentechnische Veränderung von Säugetieren ist ethisch nicht neutral, sondern führt in jedem Fall zu Leiden und Schmerzen. So werden viele Tiere aufgrund von Gen-Defekten nicht lebend geboren oder müssen getötet werden, weil sie krank oder nicht wie erwartet gentechnisch verändert sind.
https://www.testbiotech.org/node/1705

Testbiotech-Kommentar zu Mais Bt11 × 59122 × MIR604 × 1507 × GA21
Im September veröffentlichte Testbiotech einen Kommentar zur Stellungnahme der EFSA zum Gentechnik-Mais Bt11 × 59122 × MIR604 × 1507 × GA21 und zwanzig Subkombinationen (von Syngenta). Die Pflanzen produzieren fünf Bt-Toxine (Cry1Ab, mCry3A, Cry34Ab, Cry35Ab, Cry1F) und sind resistent gegenber den Herbiziden Glyphosat und Glufosinat. Der Mais ist auch innerhalb der EFSA umstritten. In einem Minderheiten-Votum weist der EFSA-Experte Jean-Michel Wal auf bedenkliche Lücken in der Risikobewertung hin. https://www.testbiotech.org/node/1723

Testbiotech-Kommentar zu Soja 305423 x 40-3-2
Im September veröffentlichte Testbiotech einen Kommentar zur Stellungnahme der EFSA zur Gentechnik-Soja 305423 x 40-3-2 von Pioneer/DuPont. Die Pflanzen haben eine veränderte Ölsäurezusammensetzung und sind resistent gegenüber ALS-Inhibitoren und Glyphosat. https://www.testbiotech.org/node/1726

Aktuelles aus der Wissenschaft

Unabhängige Wissenschaftler starten internationales Forschungsprojekt
Mit einem Workshop in Zürich startete im November ein neues Forschungsprojekt zu den Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen. „RAGES“ ist unabhängig von den Interessen der Gentechnik-Industrie. Die Experten, die aus dem Bereich öffentlicher Forschung und der Zivilgesellschaft kommen, stimmen darin überein, dass die gegenwärtige europäische Praxis der Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen nicht ausreicht, um den Schutz von Mensch und Umwelt zu gewährleisten. https://www.testbiotech.org/node/1755

Befangenheit der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA bei Bewertung von wissenschaftlicher Publikation
Testbiotech erhebt schwere Anschuldigungen gegen die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA). Konkret geht es dabei um Interessenkonflikte bei der Bewertung einer wichtigen wissenschaftlichen Publikation. Im Juli 2016 stellte die EFSA nach Anfrage der EU-Kommission die Behauptung auf, dass eine aktuelle Publikation norwegischer Wissenschaftler, die sich mit den Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen befasst (www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0278691516300722), keine endgültigen Schlussfolgerungen erlaube und deswegen bei der Risikobewertung ignoriert werden könne. Testbiotech befürchtet, dass die EU-Kommission und die EFSA mit der Abwertung der Studie eigene Interessen verfolgen, um sich Vorteile vor Gericht zu verschaffen. https://www.testbiotech.org/node/1729

Neuigkeiten von der EFSA

EFSA-Stellungnahme zu Baumwolle GHB119
Am 21. Oktober veröffentlichte die EFSA eine Stellungnahme zu Baumwolle GHB 119 von Bayer CropScience. Die Pflanzen sind resistent gegenüber dem Herbizid Glufosinat und bilden das Bt-Toxin Cry2Ae. Das GVO-Gremium kommt zu dem Schluss, dass die Gentechnik-Baumwolle so sicher sei wie konventionelle Baumwolle. http://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/4586

EFSA-Stellungnahme zu Teosinte
Am 29. September veröffentlichte die EFSA eine Stellungnahme zum Auftreten von Teosinte in Spanien. Die Behörde sieht ihre bisherige Risikobewertung für gentechnisch veränderten Mais durch die Präsenz des invasiven Unkrauts nicht infrage gestellt.
http://www.efsa.europa.eu/en/supporting/pub/1094e

EFSA-Stellungnahme zu Mais Bt11 × 59122 × MIR604 × 1507 × GA21
Am 26. August veröffentlichte die EFSA ein Gutachten zu einem Zulassungsantrag der Firma Syngenta für den gentechnisch veränderten Mais Bt11 × 59122 × MIR604 × 1507 × GA21 und zwanzig Unterkombinationen. Das GVO-Gremium kommt zu dem Schluss, dass der Gentechnik-Mais so sicher sei wie konventioneller Mais.
http://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/4567

EFSA-Stellungnahme zu Soja 305423 x 40-3-2
Am 18. August veröffentlichte die EFSA eine Bewertung für die gentechnisch veränderte Soja 305423 × 40-3-2 mit veränderter Ölsäurezusammensetzung und Glyphosatresistenz. Das GVO-Gremium kommt darin zu der Schlussfolgerung, dass das Stacked Event genauso sicher für die menschliche und tierische Gesundheit und Umwelt sei wie konventionelle Soja.
http://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/4566

EFSA-Stellungnahme zur Publikation von Hofmann et al. (2016)
Am 27. Juli veröffentlichte die EFSA eine Stellungnahme zu einer Publikation von Hofmann et al. (2016) in Bezug auf den Anbau von gentechnisch verändertem Mais (MON810, Bt11 und 1507). Hofmann et al. hatten gezeigt, dass Pollenflug über wesentliche weitere Distanzen stattfindet als von der EFSA angenommen. Die Behörde sieht dennoch keinen Grund, ihre Risikobewertung für den Anbau von Gentechnik-Mais zu revidieren.
http://www.efsa.europa.eu/en/supporting/pub/1070e

Stakeholder-Veranstaltung zum Thema Richtlinien zur Bewertung von Allergenität gentechnisch veränderter Pflanzen
Am 23. November veranstaltete die EFSA ein Stakeholder-Treffen, bei dem die geplante Neufassung der EFSA-Richtlinien zur Bewertung der Allergintät von gentechnisch veränderten Pflanzen diskutiert wurde. Die Behörde hatte zu diesem Thema eine öffentliche Konsultation durchgeführt.
http://www.efsa.europa.eu/en/events/event/161123

Verschiedenes

Geplante Freisetzung von Gentechnik-Bäumen in Schweden
Gentechniker in China, den USA und Schweden arbeiten mit sogenannten CRISPR-Verfahren inzwischen auch an Waldbäumen. In Schweden wurden jetzt erste Freisetzungen mit derartigen Pappeln beantragt. Diese Bäume weisen in ihrem Erbgut eine Reihe von Veränderungen bei Blüte, Wachstum, Ausbildung von Ästen, Blättern und Wurzeln auf. Beabsichtigt ist, Bäume mit deutlich verändertem Wuchs und Aussehen zu schaffen. Eingesetzt wurden verschiedene Gentechnik-Verfahren, darunter auch die neue CRISPR-Technik.
https://www.testbiotech.org/node/1708

Nobelpreisträger als unfreiwillige Werbeträger für Gentechnik-Firma?
Im Juni 2016 unterzeichneten mehr als 100 Nobelpreisträger einen Aufruf für den Anbau des sogenannten Golden Rice. Die Initiative, die sich vor allem gegen die Kritiker des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen richtet, wurde von Sir Richard Roberts angestoßen, der 1993 den Nobelpreis für Medizin erhalten hat. Roberts arbeitet seit vielen Jahren für die Firma New England Biolabs und ist dort als wissenschaftlicher Leiter tätig. Zu den Kunden dieser Firma gehören Konzerne wie Monsanto, Syngenta und Dow AgroSciences. https://www.testbiotech.org/node/1752

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